Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen
04.12.2016 | Ich habe Ihnen ein Bild mitgebracht, ich habe es auf einem Konvent, das ist die monatliche Dienstberatung aller Rostocker Pastoren, Ende November bekommen.
Dieser Konvent war an dem Mittwoch zwischen Ewigkeitssonntag und 1. Advent.
Das ist gefühlsmäßig, zumindest für mich, eine merkwürdige Woche. Da hat man den Ewigkeitssonntag vorbereitet, hat noch mal an alle die Familien gedacht, die im vergangenen Jahr einen Menschen zu Grabe getragen haben, hat sich mit dem Ende aller Tage und mit dem eigenen Ende beschäftigt und springt dann über Nacht mitten hinein in die Advents – und Weihnachtsvorbereitungen. In diesem Jahr war es ein bisschen leichter, weil es im November ja schon mal geschneit hatte. Aber schwierig ist es trotzdem.
Und in dieser Situation bekam ich diese Karte in die Hand gedrückt, Wobei ein Kollege sofort bemerkte, dass wir ja noch gar nicht Advent haben...
Dieses Bild ist 2015 entstanden, gemalt hat es ein niederländischer Maler, der über die Partnergemeinde Kontakt zur Biestower Gemeinde hat und für sie dieses Bild im vergangenen Jahr gemalt hat. Wir haben auch das Original gesehen, das noch viel farbenkräftiger ist als diese Postkarte.
Dadurch, dass ich Ihnen heute, am 2. Advent dieses Bild zeige, werden Sie sich schon denken, dass es die Weihnachtsgeschichte sein soll, die hier zu sehen ist. Aber vielleicht sagen Sie auch: Das ist ja gar nicht richtig zu erkennen, keine Gesichter, keine Bärte, wie sonst auf Krippenbildern, keine Schafe, kein Ochs, kein Esel, der Stern nur angedeutet. Nein, da gibt es schönere, lieblichere Bilder zu Weihnachten. Und warum sind die Menschen auf der rechten Seite so klein? Sind das Kinder? Und links – Maria und Joseph? Hat Maria das Kind schon geboren und trägt es auf dem Arm? Aber wenn das Maria ist – muss dann nicht ihr Gewand blau sein? Und was ist dann hinter der offenen Tür, dort, wo es so hell leuchtet, wenn nicht der Stall mit dem neugeborenen Jesus?
"Kerstlicht" hat der Maler sein Werk genannt: Weihnachtslicht.
Und für Weihnachten ganz untypische Regenbogenfarben hat er benutzt.
Vielleicht ist es ja doch kein Weihnachtsbild, und er hat es nur so genannt, weil er es zu Weihnachten verschenkt hat?
Da wir den Maler nicht persönlich kennen und nicht persönlich mit ihm reden können, können wir jetzt nicht erfragen, was er mit dem Bild ausdrücken wollte. Und das ist auch ganz gut so, wir sind angewiesen auf unsere eigenen Eindrücke, die dieses Bild bei uns hervorruft, wir müssen uns selber fragen, welche Gefühle löst das Bild bei mir aus? Was geht in mir vor, wenn ich es anschaue?
Will ich in den Figuren die Personen der Weihnachtsgeschichte sehen, will ich in der Frau links Maria sehen, und dahinter Joseph?
Sind die kleineren Figuren rechts die Hirten, oder die Könige?
Ist der Stab, den die eine Figur in der Hand hält ein Hirtenstab oder ein Wanderstab oder, so kann ich mich noch dunkel in meiner Kindheit erinnern, der Anzünder der Straßenlampen? In unserer Straße waren sie gasbetrieben und jeden Tag kam ein Mann, der mit so einem langen Stab einen kleinen Ring an der Lampe zog und so die Flamme anzündete. Für uns Kinder war das dann immer ein Zeichen, jetzt bald ins Bett zu müssen.
Für mich wirft dieses Bild mehr Fragen auf, als es Antworten gibt: Ich sehe nicht ein typisches Krippenbild, das die Weihnachtsgeschichte abbildet. Ich sehe etwas anderes, aber doch ein Adventsbild, wenn man Advent mit Hoffnung verbindet.
Ich denke zurück an das vergangene Jahr.
Im Spätsommer und Herbst kam eine Flüchtlingswelle ungeahnten Ausmaßes auf Deutschland zu: Menschen, die genau das suchten, was dieses Bild ausstrahlt: eine offene Tür, ein helles Licht, Wärme.
Es kamen Männer und Frauen, Schwangere, frischentbundene Mütter, und es kamen Kinder, Kinder, Kinder.
Sie kamen nicht, weil sie Deutschland oder Europa so toll fanden und endlich mal weiße Weihnachten erleben wollten, sondern sie kamen, weil sie einen Ort suchten, wo sie überleben konnten. Wo ihre Kinder leben können, groß werden können, etwas lernen können.
Junge Männer kamen, weil sie nicht zum Kriegsdienst wollen.
Sie alle standen und stehen immer noch vor der Tür, die Licht und Wärme verspricht.
Nur ist diese Tür nicht mehr so offen, wie hier auf dem Bild. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir sind drinnen, ganz nahe am Licht und an der Wärme, und die anderen sind draußen. Und wir haben Angst, sie könnten zu uns reinkommen und uns etwas von unserer Wärme und von unserem Licht, das uns doch aber auch nur geschenkt wurde, wegnehmen. Und dann hätten wir selber nichts mehr. Und deswegen müssen wir unser Licht, unsere Wärme, ängstlich schützen.
Ich will jetzt keine große Diskussion wieder aufflammen lassen, aber ich möchte doch an dieser Stelle bemerken, gerade nachdem die AFD in unserem Bundesland vor einigen Wochen so ein, wörtlich genommen, umwerfendes Wahlergebnis bekommen hat:
Es tut uns nicht weh, die Tür zu öffnen. In Mecklenburg – Vorpommern leben seit dem vergangenen Jahr etwa 1% Flüchtlinge. Das müssen wir uns mal bildlich vorstellen, wenn 100 Leute da stehen, ist einer von ihnen ein Flüchtling. Einer, nicht zwanzig!
Und von daher ist dieses Bild für mich doch ein Adventsbild:
eine offene Tür, die Licht und Wärme verspricht. Farbig gekleidete Menschen, die mit ihren Lebens – und Denkweisen auch uns für unser Leben neue Impulse geben können, ein Stern, der die Dunkelheit vertreibt.
Dieses Bild macht mir Hoffnung: es muss nicht dunkel bleiben, und Licht wird nicht weniger, wenn man es teilt.
Es muss auch in unserer Gesellschaft nicht so finster bleiben, wie es jetzt an manchen Stellen ist. Wir müssen uns nicht angstvoll verkriechen und nicht dauernd fragen: Oh. Gott, was soll das nur werden?
Sondern wir dürfen Gott immer und immer wieder um seine Hilfe, um sein dasein, um sein Licht bitten. In der Adventszeit und an allen anderen Tagen des Jahres. Amen