Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen
19.09.2022 | Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Amen
Liebe Gemeinde,
es gibt viele Arten der Dankbarkeit.
Im Moment bin ich dankbar, dass ich nach 4 Monaten Krankschreibung nun endlich
wieder anfangen kann zu arbeiten und natürlich, dass ich Operation, Behandlung und
Reha ohne größere Probleme weggesteckt habe.
Dankbar bin ich über den 4. September, an dem wir viele Fotos der vergangenen 20
Jahre angeschaut, viele Erinnerungen aufgefrischt haben. Es war ein unvergesslicher
Tag für mich, voller Überraschungen. Seit 20 Jahren bin ich hier in der Gemeinde
Pastorin und wir sind durch Höhen und Tiefen gemeinsam gegangen, haben
schwierige Zeiten gemeinsam überstanden und fröhliche Feste miteinander gefeiert.
Ich kann nur Danke sagen für die gemeinsame Zeit und hoffe, dass noch viele
gemeinsame Jahre folgen werden.
Es gibt unzählige andere Gründe für Dankbarkeit:
Eine Mutter ist dankbar, wenn sie ein Kind geboren hat und alles gut gegangen ist.
Ein Motorradfahrer ist dankbar, wenn er dem Auto gerade noch ausweichen konnte
und den Crash verhindert hat.
Viele Menschen sind dankbar, wenn sie Corona ohne größere Symptome und
Nachwirkungen überstanden haben.
Kinder sind dankbar, wenn sie eine Tafel Schokolade bekommen, und meistens
zeigen sie das auch, ohne dass das Wort Danke fallen muss.
Und die Bibel erzählt uns ganz viele Geschichten der Geschenke Gottes und der
Dankbarkeit..
Da ist Jakob mit der Himmelsleiter – ich weiß nicht, ob Sie diese Geschichte
erinnern: Jakob hat Streit mit seinem Bruder, genauer gesagt hat Jakob seinen Bruder
betrogen und ist nun auf der Flucht vor seiner Rache. Sein Leben ist bedroht –
entweder durch seinen Bruder oder dadurch, dass er alleine in diesem kargen Land
unterwegs ist. Abends sucht er sich eine Stelle zum Übernachten, natürlich unter
freiem Himmel, da träumt ihm, dass der Himmel offen ist und eine Leiter in den
Himmel führt, an der die Engel auf und ab gehen. Und oben stand der Herr und
sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und Isaaks Gott;
das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Jakob darf
erfahren: Auch wenn es Streit gibt, schwierige Zeiten, Verfolgung, Angst,
existenzielle Not - Gott ist bei ihm. Und Gott traut ihm etwas zu: nämlich, sesshaft zu
werden, das Land zu bewirtschaften, eine große Familie zu ernähren... Gott gibt
Jakob seinen Segen. So wie er den Segen schon Abraham und Isaak gegeben hat.
Gott ist beständig. Jakob bedankt sich nicht an dieser Stelle, aber er weiß, dass ihm
Großes widerfahren ist.
Und da ist Zachäus im Lukasevangelium, der Zöllner, der, der die Steuern eintreibt
und der deswegen von allen gemieden und gemobbt wird. Noch dazu ist er klein von
Wuchs und hat auch damit seine Probleme – eines Tages kommt Jesus in die Stadt
und viele Menschen laufen zusammen und wollen ihn reden hören, und viele
wünschen sich, dass Jesus bei ihnen einkehrt. Aber Jesus entdeckt Zachäus auf einem
Baum in der Nähe und sagt: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich MUSS heute in
deinem Haus einkehren. - kennen Sie das auch, dass man manchmal das Gefühl hat:
Ich muss das jetzt tun? Ich muss da mal hingehen oder: ich muss da mal anrufen,
oder: ich sollte mich da jetzt mal kümmern – und dann wird durch diesen Kontakt
etwas ganz großes und Schönes und Wichtiges ausgelöst. Bei Zachäus ist das auch so.
Wir wissen nicht, was Jesus und Zachäus besprochen haben, wir wissen nur, dass sie
zusammen gegessen haben. Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass Jesus sich
ihm aufmerksam zuwendete, dass Zachäus sein Verhalten ändern konnte. Ein Weg
öffnet sich, auch wenn wir nicht wissen, wie die Dorfbewohner weiter damit
umgegangen sind, ob sie ihm von nun an vertrauten. Das steht auf einem anderen
Blatt. Zunächst mal ist die Tür offen und der erste Schritt gemacht.
Auch Zachäus fällt vor Jesus nicht auf die Füße und bedankt sich, aber auch er weiß,
dass ihm großes widerfahren ist.
In der Epistel haben wir gehört: Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft
empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen Geist
der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater.
Ein großes Geschenk an uns. Wir sind nicht wie Knechte, die tun müssen, was der
Herr befiehlt, ob es nun Sinn macht oder nicht, sondern wir sind Kinder, wie
erwachsene Kinder, Erben. Wir haben Verantwortung für unser Tun, und auch für
unser Lassen. Das ist manchmal schwierig in unserer komplexen Welt.
Ich glaube an Gott,
der uns Menschen die Welt übergeben hat,
dass wir pflanzen und bauen,
erfinden und gestalten,
helfen und heilen;
damit alle gut miteinander leben und Gott danken.
Damit alle gut miteinander leben – aber es geschieht so viel, worauf wir keinen
Einfluss haben. Wir geben uns im privaten Bereich größte Mühe und dann werden
Milliarden für die Aufrüstung ausgegeben, etliche Tonnen Lebensmittel werden nach
wie vor Tag für Tag in den Müll geworfen, und die Energiekrise ist bei uns kleinen
Verbrauchern längst angekommen, aber im großen sehe ich das noch nicht wirklich.
Es ist schwierig, unserer Verantwortung für diese Welt wirklich gerecht zu werden.
An dieser Stelle – das muss man wirklich mal so deutlich sagen, ist die Menschheit
undankbar für Gottes geschenk an unsö und wir sind oft gleichgültig.
Und dann haben wir noch eine Bibelstelle, die uns zunächst mal im Zusammenhang
mit Dankbarkeit unverständlich ist und Unmut hervorruft:
Bei Jesaja im 12. Kapitel heißt es, und das ist unser Predigttext für den heutigen
Sonntag: Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR! Du bist zornig gewesen
über mich. Möge dein Zorn sich abkehren, dass du mich tröstest. Siehe, Gott ist mein
Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und
mein Psalm und ist mein Heil. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den
Brunnen des Heils. Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an
seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name
so hoch ist! Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei
kund in allen Landen!
Ich danke dir, Herr, du bist zornig gewesen über mich!
Kann man das ernst meinen?
Aus dem Hebräischen kann man ja nicht eins zu eins übersetzen, wie wir das zum
Beispiel aus dem Englischen machen würden und so kann man diesen Satz in etwa so
verstehen: ich danke dir Gott, DENN du bist zornig gewesen über mich und dein
Zorn hat sich abgekehrt.
Wenn man über jemanden zornig ist, dann heißt das: das gibt es eine Beziehung. Wer
mir gleichgültig ist, auf den bin ich nicht wütend. Und lebendige Beziehung – das ist
nicht nur Harmonie, nicht nur gegenseitiges Verständnis und Liebe. Da gehört auch
Auseinandersetzung dazu, Unverständnis, Streit, Versöhnung.
Von daher: Ich danke dir, Gott, denn du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn
hat sich abgewendet, und du tröstest mich, du bist meine Stärke und mein Heil.
Die Beziehung ist geklärt, denn Zorn heißt: Wir Menschen sind Gott nicht egal. Gott
ist unser Heil.
Danke, Gott, dass du uns nicht verlässt, dass du auch auf unseren Umwegen bei uns
bleibst, uns unsere Fehler vergibst, wenn wir sie einsehen und uns um Veränderung
bemühen.
Danke, Gott, dass du bei uns bist in den Stürmen unseres Lebens. In diesem
Vertrauen können wir in den Herbst und Winter gehen und in jeden neuen Tag. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und
Sinne in Christus Jesus. Amen