Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen
30.12.2016 | Liebe Gemeinde am Heiligen Abend 2016 hier in der Dorfkirche in Lichtenhagen,
"Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im Finstern Lande scheint es hell..."
Ich habe lange überlegt, was denn "dran" ist dieses Jahr zum Heiligen Abend, was bewegt Sie, die Sie hierher kommen, was ängstigt Sie, worauf setzen Sie Ihre Hoffnung? Was können Sie mitnehmen gegen die Angst und Unsicherheit, gegen die Ohnmacht, die uns wieder so sehr belastet seit vergangenem Montag. Immer wieder kehre ich gedanklich zu dem Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja zurück, das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht... Noch nie seit Menschengedenken, war es billig so hell zu kriegen wie jetzt, LEDs erhellen unsere Wohnungen und unsere Tannenbäume, unsere Weihnachtsfenster, unsere Kirche. Sie verbrauchen sehr wenig Strom und bringen doch gutes Licht. Aber das ist natürlich nicht gemeint mit dem großen Licht, das Jesaja verheißt, das wissen wir alle. Finsternis, so ist mein Gefühl, Finsternis erleben wir täglich und keine LEDs helfen dagegen. Am vergangenen Montag haben wir erneut, wenn auch nicht hautnah, so doch durch Fernsehen und Nachrichten miterlebt, wie scheinbar unsere Sicherheit doch ist und wie schnell alles ins Wanken geraten kann. Wie sicher ist unser Land, fragen wir, und was können wir tun, um uns nicht unterkriegen zu lassen? Aber auch anderes bewegt uns:
• Werden wir es wirklich schaffen, die vielen Flüchtlinge, die in unser Land kamen und kommen, menschenwürdig unterzubringen und in unsere Gesellschaft zu integrieren?
• Haben wir nicht genug Probleme im eigenen Lande, nicht genug arme Menschen, finanziell arm, arm an Kontakten und Vernetzung, arm an Liebe, arm an Zuversicht und Hoffnung, haben wir nicht genug Kinder, denen das zum Leben fehlt, was sie brauchen um gesunde, starke erwachsene Menschen zu werden?
• Trauen wir unserer Regierung wirklich zu, unsere Probleme zu lösen oder warten und hoffen wir nicht vielmehr auf eine oder mehrere "Lichtgestalten", die unser Land einen und stark macht? Wir können wir uns sonst den Wahlsieg der AfD in unserem Bundesland im September erklären?
• Trauen wir unserem Bildungssystem zu, die Kinder wirklich fit fürs Leben zu machen und ihnen nicht nur Wissen einzutrichtern, das höchstens bis zur nächsten Prüfung hält?
• Wohin sind unsere Daten unterwegs, wenn wir sie einmal im Internet eingegeben haben?
• Und ganz persönlich und privat tragen wir so manche Finsternis mit uns herum: die Angst vor einem schlechten Befund beim Arzt, die Sorge, ob das Geld bis zum Monatsende reicht, die Kinder, die sich mit falschen Freunden eingelassen haben, der Alkohol, der längst nicht mehr nur an Feiertagen auf dem Tisch steht...
Dieses alles sind Beispiele für Finsternis in unserer Zeit. Zur Zeit Jesajas war es anders, aber nicht besser. Es lag Krieg in der Luft, und die Menschen spürten eine starke Bedrohung ihres eigenen Lebens. Es gab große Armut und die Ungerechtigkeit wuchs. Wer arm war, war nicht viel wert; Waisen, Kranke, Frauen und Kinder spielten keine Rolle. In dieser Situation rief Gott Jesaja als seinen Botschafter, als seinen Prophet. Er sollte gegen die Ungerechtigkeit angehen. Wir wissen nicht, welche Ängste Jesaja ausstand, als er diese Aufgabe von Gott bekam, aber er vertraute Gott, er war sich sicher: "wenn Gott solch eine große Aufgabe für mich hat, dann wird er mir auch helfen." Er macht den Menschen Mut und sagt: »Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im Finstern Lande, scheint es hell«. (Jes 9,1)
Vertrauen Sie darauf, dass Gott ein Licht auch in unsere Finsternis schickt? Vertrauen Sie darauf, dass es einmal besser wird, dass unsere Welt sicherer, gerechter wird, dass alle genug zum Leben haben und niemand hungrig schlafen gehen muss? Ein großes Licht, das wär schon schön: alle Wege, die wir zu gehen haben, alle Winkel unseres Lebens, unserer Welt gut ausgeleuchtet. Sonnenklar liegt der nächste Schritt vor uns, die Aufgaben sind benannt, die Probleme klar. Aber wir erleben ja, dass es oft anders ist. Wir feiern Weihnachten, weil es schön ist, weil wir ein Fest brauchen, an dem die ganze Familie zusammen kommt, weil wir ein paar Tage Ruhe und Frieden brauchen, weil es so wunderschön stimmungsvoll ist und wir die alten Lieder so gerne hören. Aber trauen wir Gott, der zu uns als ein kleines hilfloses Kind kommt, wirklich zu, dass er unsere Finsternis erhellt? Dass er hell macht, was im Dunkeln liegt, Richtung vorgibt, Kraft schenkt, und Hoffnung? »Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im Finstern Lande, scheint es hell«. Eine Geschichte erzähle ich gerne, nicht nur zu Weihnachten: In einem Winkel der Welt kauerte freudlos eine dicke, schauerliche Finsternis. Plötzlich erschien in dieser Dunkelheit ein kleines Licht, klein, aber ein Licht. Jemand hatte es hingestellt. Es war ganz einfach da und leuchtete. Einer, der vorüber ging, meinte: „Du stündest besser woanders, als in diesem abgelegenen Winkel.“ „Warum?“ fragte das Licht. „Ich leuchte, weil ich Licht bin, und weil ich leuchte, bin ich Licht. Ich leuchte nicht, umgesehen zu werden, nein, ich leuchte, weil es mir Freude macht, Licht zu sein.“ Die düstere Finsternis ging wütend gegen das Licht an. Und doch war die ganze große Finsternis machtlos gegen dieses winzige Licht. Und so viele kleine Lichter kann ich sehen, die gegen die Dunkelheit ankämpfen: Neulich erzählte mir eine alte Bekannte mit leuchtenden Augen, dass sie nun, wo sie im Ruhestand ist, eine neue Aufgabe gefunden hat: Sie arbeitet bei welcome mit, einem Projekt, das Kontakte zu jungen Familien vermittelt und sie unterstützt, wenn ein weiteres Kind geboren wird, z.B. Das ältere Kind mal stundenweise betreuen o.ä.
• Ich sehe die vielen kleinen und großen Hilfen von Ehrenamtlichen für Flüchtlinge.
• Ich sehe, dass sich viele Menschen in Besuchsdiensten engagieren, alte Menschen in den Heimen betreuen, die keine Angehörigen mehr haben, ins Hospiz gehen oder kranken Nachbarn helfen.
• Als tröstlich empfinde ich den Satz Helmut Schmidts, der in diesen Tagen wieder häufig zitiert wird: "Sie (die Terroristen) mögen in diesem Augenblick ein triumphierendes Machtgefühl empfinden. Aber sie sollten sich nicht täuschen. Der Terrorismus hat auf Dauer keine Chance, denn gegen den Terrorismus steht nicht nur der Wille der staatlichen Organe, gegen den Terrorismus steht der Wille des gesamten Volkes." Wir brauchen solche Sätze, sie sind wie kleine Lichter, die mutig und tapfer gegen die Finsternis ankämpfen.
• Ein Licht ist natürlich auch, dass wir in unseren beiden Gemeinden vor wenigen Wochen neue Kirchenälteste gewählt haben, dass sich genügend Menschen bereit erklärt haben, für dieses Ehrenamt zu kandidieren und dass nun 13 neue Kirchenälteste hier im Dorf und 8 neue Kirchenälteste in Lütten Klein sind, die voller Elan ihre neue Aufgabe angehen werden.
Am liebsten würde ich Sie jetzt fragen: Wo sehen Sie denn das kleine tapfere Licht, das die Finsternis vertreibt? Ich bin sicher, jeder und jede von Ihnen kennt so ein Licht und sieht so ein Licht. Überall dort, wo Menschen Jesus nachfolgen, wo Menschen sich daran erinnern, was Jesus uns vorgelebt hat, überall dort wird ein kleines Licht an dem großen Licht angezündet, dessen Geburt wir heute feiern. »Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im Finstern Lande, scheint es hell«. (Jes. 9,1)
Das wünsche ich Ihnen und uns in diesen Weihnachtstagen 2016, dass wir das Licht entdecken, dass unsere Welt hell macht und dass wir mithelfen, es zu verbreiten. Lassen Sie uns Lichter anzünden und lassen Sie nicht zu, dass Finsternis in unserem Land Macht bekommt. Gesegnete Weihnachten! Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen