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Glaube

Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.

"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen

Predigt Pastorin Uta Möhr

Predigt Ewigkeitssonntag 2017

27.11.2017 | Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
Gestern war heute noch morgen. Dieser Satz malt einem erst mal ein Fragezeichen ins Gesicht. Gestern war heute noch morgen. Wir leben heute in dem, was wir gestern noch Zukunft genannt haben. Und das Heute wird morgen schon gestern sein. Vergangenheit. Wer weiß schon, was morgen sein wird? Das hört man jetzt oft. Es klingt nebulös. Zukunft erscheint uns immer ganz weit weg von heute. Wir können nicht hinschauen und nicht sagen, was dann sein wird. Ein trübes Bild. Oder ein rein technisches, wie Science-Fiction aus Hollywood.

Als Kind habe ich mir immer das Jahr 2000 vorgestellt. War das noch lange hin! Im Jahr 2000, da fliegen die Menschen mit Hubschraubern durch die Gegend und es wird Friede sein, überall auf der Welt. Das hat mich als Kind sehr beschäftigt. Im Jahr 2000. Komisch, wir sind nur 17 Jahre weiter, und technisch ist vieles machbar, woran wir damals noch gar nicht denken konnten. Großeltern skypen mit ihren Enkeln. Es gibt die ersten Autos, die fahrerlos fahren. Dabei haben sich in der Vergangenheit viele über die Technik der Zukunft getäuscht. Zum Beispiel Kaiser Wilhelm II., der 1904 meinte: „Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd.“ Oder 1927 Harry Warner aus Hollywood: „Wer zum Teufel will denn Schauspieler auf der Leinwand sprechen hören?“ oder bei Erfindung der emails sagte man: ich kann mir nicht vorstellen, wozu das nützlich sein sollte.
Heute träume ich davon, dass Organe künstlich hergestellt werden und niemand mehr sterben muss, weil kein passendes Spenderorgan verfügbar ist. Ich bin sicher, dass in 100 Jahren oder vielleicht schon in 50 dieser Traum wahr geworden ist.

Keine Ahnung, was alles erfunden wird, das das Leben in der Zukunft angenehmer macht. Aber wir ahnen, dass wir auch morgen und übermorgen noch mitfühlend, solidarisch und barmherzig sein müssen: die Lebenden ermuntern und die Toten betrauern. Dieses Bild von uns selbst darf nicht nebulös sein. Wenn die Menschheit gut leben will, ist das nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Kultur.
Einer hat mal behauptet: Das Beste am Neuen entspringt immer einem alten Bedürfnis. Stimmt! Jesus sagt dazu im Matthäus – Evangelium: Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.
Das alles sind alte Bedürfnisse und glasklar formuliert.
Es sagt: Du brauchst kein schnelleres Internet für noch mehr Informationen über Armut in Afrika. Oder ein neues Getränk, um deinen Durst zu stillen. Du brauchst keinen größeren Fernseher für noch einen exakteren Klimabericht. Du weißt schon alles, du musst die bekannten Informationen auswerten und deine Konsequenzen daraus ziehen. Du brauchst dazu Klugheit und Mitgefühl. Damit hast du sehr viel in der Hand, um auf die Welt aufzupassen. Und auf dich selbst.

Viele Menschen haben dennoch Angst vor der Zukunft. Manchmal ist das schwer nachvollziehbar, z.B. wenn Leute sich fragen: Werden wir in Deutschland immer noch deutsch sprechen? Werde ich meinen Kindern auch in Zukunft alles kaufen können, was sie haben wollen. Wrde ich mir auch in Zukunft drei Urlaubsreisen im Jahr leisten können?
Unsere Zukunft besteht ja nicht aus Egoismus, Nation und Konsum. Wir brauchen ein festes Herz, um in die Zukunft zu gehen. Und dieses feste Herz fragt nach dem Heute. Ich verstehe Menschen, die sich fragen: Lebe ich heute richtig? Und werde ich mich auch in Zukunft nicht davon abbringen lassen, wie ich es heute für richtig halte?
Die Zukunft macht nicht deshalb Angst, weil alles schlimmer werden könnte. Sie macht Angst, weil wir doch wissen, worauf es ankommt, und weil wir wissen, dass wir zu wenig getan haben werden.
Oder vergessen wir es? Wir stehen jetzt nicht mit leeren Händen in der Welt, völlig ohne Ideen, völlig ohne Vision. Heute haben wir schon die Mittel für morgen. Niemand wird sich rausreden können. Niemand wird sagen können: Ich konnte nicht, ich wusste nicht, ich durfte nicht.
Wir haben die Verantwortung.
Es gibt eine Definition von Verantwortung, in der heißt es, wenn du ein Problem erkennst und etwas tun kannst, dann hast du die Verantwortung. Verantwortung ist also nichts, was man irgendwie abgeben könnte.
Das ist es, was vielen Angst macht.
Christen leben ihr Leben wie alle anderen auch. Aber sie tun es im Licht der Zukunft, ich möchte sagen: im Licht der Ewigkeit, das von Jesus ausgeht. Vor ihm können wir unser endliches Leben in den Blick nehmen, das Fröhliche und das angstmachende. Ich lese den Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Lukasevangelium:
Jesus spricht: »Woran erkennt man denn einen treuen und klugen Verwalter? Angenommen, ein Herr überträgt einem seiner Diener die Verantwortung, der ganzen Dienerschaft zur gegebenen Zeit das Essen zuzuteilen.

Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei der Arbeit findet – wie glücklich ist da der Diener zu preisen!

Ich sage euch: Der Herr wird ihm die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.

Wenn jener Diener sich aber sagt: ›Mein Herr kommt noch lange nicht!‹ und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, während er selbst schwelgt und prasst und sich volltrinkt,

dann wird sein Herr an einem Tag kommen, an dem er ihn nicht erwartet, und zu einem Zeitpunkt, an dem er es nicht vermutet. Er wird den Diener schlagen und ihm dasselbe Los bereiten wie den Ungläubigen.«

»Der Diener, der den Willen seines Herrn kennt und sich nicht ´auf sein Kommen` vorbereitet und nicht tut, was sein Herr will, wird hart bestraft werden.

Wer hingegen den Willen seines Herrn nicht kennt und etwas tut, was Strafe verdient, wird weniger hart bestraft werden.Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert, und wem viel anvertraut wurde, von dem wird umso mehr verlangt.«

Liebe Gemeinde,

Es gibt gute Gründe, heute lieber nicht hier zu sein.
An das Morgen zu denken, kann nämlich wehtun. Plötzlich ist es da! Viele von Ihnen sind heute hier, weil ein naher Mensch starb und Sie heute, jetzt, damit leben müssen. Erinnerung ist nötig. Und Trost für jetzt. Erinnerung tut manchmal weh und Trost kommt nicht automatisch.
Und die ersten Christen? Sie erwarten nicht weniger als die Rückkehr von Jesus. Nur wann? Er wird eine neue Welt aufrichten, in der der Tod nicht mehr herrschen wird, in der man nicht mehr weinen wird, in der keiner zur Beute des andern wird, das ist ihre feste Hoffnung. Neuer Himmel, neue Erde. Aber wann wird das sein?
Vorher kommt der Moment, in dem einem aus der Hand genommen wird, was man gerade darin hat. Es wird einem aus der Hand genommen und gefragt: Was hast du damit gemacht? Aber wann wird diese Frage gestellt? Auch unsere biblischen Ur-Väter und Ur-Mütter hätten das gern gewusst. Und es ging ihnen genauso wie uns: Je länger keine Antwort kommt, desto schneller schiebt man es beiseite: Dass wir die Welt nur geliehen bekommen haben. Dass der Tod unsere Lebenszeit begrenzt. Und dass es Visionen für dieses Leben gibt. Es rächt sich, wenn man diese Visionen aus dem Blick verliert.

Neuer Himmel, neue Erde – diese Hoffnung ist eine uralte Kraft, eine Kraft, die uns zufließt, weil wir nicht mit dem Ende rechnen, sondern noch etwas Gutes erwarten. Denn wo keiner mehr Erwartungen hat, da ist auch nichts mehr zu erwarten. Wie die Welt wird, wissen wir nicht. Aber was aus ihr werden soll, das wissen wir. Es gibt keine Garantien, aber wir haben die biblischen Verheißungen, Geschichten, Gebete, Lieder, die eine neue Welt besingen. Texte, die unser Herz stark machen für die Zukunft.

Darum gibt es gute Gründe, jetzt gerade nirgendwo anders zu sein als hier in unserer Kirche, in diesem Gottesdienst. Hier muss niemand allein bleiben mit dem Schweren. Und hier kann man auch das Leichte mit anderen teilen, damit es nicht so schnell verfliegt. Das macht die Herzen stark. Hier und Jetzt, an keinem anderen Punkt sonst. Von hier aus blicken wir auf einen neuen Himmel, eine neue Erde.
Sicher, wir sind endlich, wie alle anderen Menschen vor uns auch, aber wir kommen nicht aus dem Nichts, wir gehen nicht in ein Nichts. Die, die vor uns da waren, haben uns ihre Vision, ihre Hoffnung überlassen. Sie haben eine Kraft aus der Vergangenheit für die Zukunft vererbt, in die wir Heutigen uns einhüllen wie in einen Mantel. Mit den Tränen der Verstorbenen ist dieser Mantel gewaschen, mit Kummer und Freude. Manchmal ist da noch ein Fleck. Manche Stelle musste geflickt werden. Nein, wir sind nicht selbst die Meister des Lebens und nicht die Macher der Hoffnung. Aber der Mantel wärmt und lässt uns weitergehen. Solange, bis es heißt: Lass los, es ist genug. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Datum
27.11.2017
Von
Pastorin Uta Möhr
Bildrechte
© KG Lütten Klein
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