Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen
12.11.2023 | Predigt für den 12. November 2023 Bittgottesdienst für den
Frieden
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
Dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühen.
Da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht,
Im Wind der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf deinem Kreuz finde ich toter Soldat,
Deinen Namen nicht nur Ziffern und jemand hat
Die Zahl 1900 und 16 gemalt und du warst nicht ein mal
19 Jahre alt.
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es
mit uns
Heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben,
Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Hast du toter Soldat mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort wo es Frieden gibt,
Können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeihen,
Warst Soldat um zu sterben nicht um jung zu sein.
Vielleicht dachtest du dir, ich falle schon bald,
Nehme mit mein Vergnügen wie es kommt mit Gewalt.
Dazu warst du entschlossen hast dich aber dann,
Vor dir selber geschämt und es doch nie getan.
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
So wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben,
Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Soldat gingst du gläubig und gern in den Tod?
Oder hast du verzweifelt, verbittert, verroht?
Deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluss,
Ich hoffe es traf dich ein sauberer Schuss.
Oder hat ein Geschoss dir die Glieder zerfetzt,
Hast du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt?
Bist du auf deinen Beinstümpfen weiter gerannt?
Und dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand.
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
So wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben,
Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur,
Von deinem Leben, doch hör meinen Schwur,
Für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein,
Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein.
Dann kann es geschehen dass bald niemand mehr lebt,
Niemand der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit,
Diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
So wie sie es mit heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben,
Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Liebe Gemeinde,
immer wenn ich dieses Lied höre, muss ich an meinen
Großvater denken und bin den Tränen nahe. Ich habe schon
manchmal von ihm erzählt und bitte um Nachsicht, wenn ich
mich wiederhole.
Mein Großvater wurde am 5. August 1898 geboren und war
das älteste Kind einer großen Kinderschar. Die Familie
beschloss, dass er studieren sollte und nahm dafür große
Einschränkungen in Kauf. Als wir Ende der 80 er Jahre sein
Elternhaus räumten, in dem bis zum Schluss eine seiner
Schwestern lebte, fanden wir auf vielen Möbeln den
„Kuckuck“ kleben, das Pfandsiegel eines Gerichtsvollziehers.
Mein Großvater machte also Abitur, ein Notabitur, um genau
zu sein, denn Deutschland brauchte Soldaten. Im April 1916,
mit 17 Jahren, wurde er eingezogen. Er liegt auf keinem
Soldatenfriedhof in Frankreich. Wäre es so, gäbe es mich
nicht, was ich außerordentlich schade finden würde. Er wurde
ziemlich bald verwundet, verbrachte lange Zeit im Lazarett
und war danach nicht mehr fronttauglich. Krieg überlebt,
später studiert, Familie gegründet, Haus gebaut, wieder in den
Krieg gezogen, wieder davon gekommen, wie auch seine
Brüder und auch die Brüder meiner Großmutter,
zurückgekehrt, hat sich von der DDR nicht unterkriegen
lassen und ist wenige Monate vor der Wende hochbetagt
gestorben.
Warum erzähle ich Ihnen das, heute am Bittgottesdienst für
den Frieden?
17 Jahre alt – was hat man da für Pläne, für Träume, für
Wünsche? Krieg kommt bei den allermeisten jungen Männern
da wahrscheinlich nicht vor. Man möchte Spaß haben, einen
Job, von dem man gut leben kann, eine Familie, einen Ort
zum Leben und sich wohlfühlen. Und was weiß man mit 17
vom Leben? „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ –
das war so ein Slogan aus dem 80er Jahren und er hat unsere
Wünsche im kalten Krieg auf den Punkt gebracht.
Keiner geht hin – für meinen Großvater war das keine Option.
Er wurde nicht gefragt und man hat ihm eingeredet, dass er
für den Kaiser und für das deutsche Volk in den Krieg ziehen
musste. Dass das eine Ehre ist. „Auf dem Feld der Ehre
gefallen“ – so hieß es damals in den Beileidsschreiben an die
Angehörigen. Wessen Ehre? Dass der Krieg nicht zu
gewinnen ist, werden viele Menschen 1916 schon erkannt
haben.
Leider habe ich meinen Großvater nie nach dieser Zeit
gefragt. Was hat er gedacht, was hat er gefühlt, was war seine
Überzeugung? Hatte er Angst? Wie war die Kameradschaft?
Im gleichen Jahr, als er in den Krieg zog, starb sein Vater. Die
Mutter stand alleine da mit 6 Kindern, von denen noch keines
volljährig war. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, aber
die Pfandsiegel auf den Möbeln sprechen eine eigene
Sprache.
Unsere Nachrichten in diesen Tagen und Wochen sind voll
von Kriegsnachrichten. Der Krieg in der Ukraine, der nun
schon fast zwei Jahre dauert und keinen Schritt
weitergekommen ist. Welches Leid hat er über die
ukrainischen Menschen gebracht? Wieviele Mütter haben ihre
Söhne verloren, wieviele Frauen ihre Ehemänner, wieviele
Kinder ihre Väter, wieviele Großeltern ihre Enkel?
Wieviel Frieden haben unsere Waffen gebracht, die
Deutschland und viele andere Länder liefern?
Und dann denke ich sofort auch an die andere Seite. Die
russischen jungen Männer sind nicht mit wehenden Fahnen
und Siegesgeheul in den Krieg gezogen, sie wurden genauso
wenig gefragt wie mein Großvater vor über 100 Jahren.
Und wieviele Mütter, Ehefrauen, Kinder, Großeltern haben
Angst oder trauern?
Sie alle haben sich das nicht ausgesucht, sie wurden
gezwungen.
Und wenn ich die Bilder aus Israel und dem Gazastreifen
sehe, geht es mir genauso. Was für ein Leid, was für ein
Elend. Natürlich denke ich auch: Wehrt euch! Lasst euch nicht
von einem Terrorregime in die Knie zwingen!
Aber ich sehe genauso auch auf das Leid der
palästinensischen Bevölkerung, das Leid der Kinder, der
auseinandergerissenen Familien, der Menschen, die irgendwie
einen Ort für das nackte Überleben suchen und nicht finden.
Diese Kriegsbilder treiben mich um. Ich weiß mit dem Kopf,
dass man diese furchtbaren Überfälle nicht hinnehmen darf,
dass das eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist und wir
alle uns einsetzen müssen für Freiheit und Gerechtigkeit, aber
vor allem für Frieden und Waffenruhe. Aber mein Herz sagt:
Besser wird es nicht mit noch mehr Waffen, mit noch mehr
Gewalt, mit noch mehr Tod.
Ich vermute, Ihnen geht es ähnlich.
Wo ist unser Halt, wo ist unsere Zuversicht?
Deutliche Worte höre ich von Margot Käßmann, ehemalige
hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der EKD,
jetzt Pastorin im Ruhestand:
der evangelische Pressedienst schreibt am 17. Oktober:
Die evangelische Theologin Margot Käßmann ruft angesichts
der angespannten Weltlage dazu auf, jenseits von Waffen nach
Konfliktlösungen zu suchen. „Ich will nicht sagen, dass die
pazifistische Grundhaltung die einzig mögliche sei“, sagte
Käßmann in der Leipziger Nikolaikirche. Aber sie sei „zutiefst
überzeugt“, dass „Christinnen und Christen den Auftrag
haben, Hoffnungsbilder in die Welt zu bringen,
Kontrastgesellschaften zu entwerfen, Feindbildern
entgegenzutreten“.
Gerade in Zeiten des Krieges, in denen viele den Einsatz von
Waffen als selbstverständlich erachteten, sei es hilfreich,
„wenn Christinnen und Christen noch andere Bilder im Kopf
haben“, sagte Käßmann in ihrer Predigt. Die ehemalige
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) war am 16.10. beim Friedensgebet in der Leipziger
Nikolaikirche zu Gast. Auch sie habe „keine Ahnung, wie
Präsident Putin, die Hamas oder Präsident Assad zu einem
Verhandlungsfrieden gebracht werden können“, sagte
Käßmann. Aber sie wünsche sich „alle Kreativität, alle Kraft,
alle Fantasie, allen Einsatz der Welt nicht für Waffen, sondern
für Frieden“.
Angesichts der Weltlage gelte es, „mit einem gewissen Trotz,
mit Glaubenshoffnung und Zuversicht in diese Tage zu
gehen“. Zudem betonte die Theologin, Jesus habe nicht
gesagt, „Selig sind die Waffenlieferanten“, sondern „Selig
sind, die Frieden stiften“. Das fordere Menschen massiv
heraus. Es sei „nicht schlimm“, wenn die Friedensbewegung
„derzeit etwas verzagt dasteht“. Es gehe darum, „Hoffnung
durchzuhalten in schwieriger Zeit“.
Selig sind, die Frieden stiften - Dem will und kann ich heute
nichts hinzufügen. Amen