Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern ein sehr altes Bekenntnis, das römische Christen bei ihrer Taufe sprachen. Seit dem Jahr 390 wird es als "Apostolisches" Bekenntnis bezeichnet. Unter Karl dem Großen wurde es um 800 offizielles Bekenntnis des Frankenreiches und so im gesamten Abendland verbreitet. Es ist in der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in allen protestantischen Kirchen anerkannt, lediglich in der Ostkirche wurde es nie benutzt.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Amen
04.09.2017 | Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
manche von Ihnen wissen das, ich wohne direkt gegenüber vom Sonnenblumenhaus. Im Sonnenblumenhaus ist meine Physiotherapie, so dass ich zweimal die Woche da lang gehen muss. Vor 5 Jahren pflanzte Herr Gauck, damals Bundespräsident, eine Eiche vor das Haus, zum Gedenken an die Ausschreitungen 1992, in denen vor allem junge Menschen Steine und Brandsätze auf das Haus warfen, um die dort lebenden und campierenden ausländischen Menschen zu vertreiben. Sie alle kennen die Bilder, die jetzt wieder durch das Fernsehen kamen.
Herr Gauck pflanzte also vor 5 Jahren eine Eiche. Und nicht nur ich war entsetzt. Eine Eiche steht für Deutschland, für das deutsche Volk, ob man das nun will oder nicht, ob man das nun gut findet oder nicht. Es ist aus unserer Geschichte einfach so. Es ist mehr als unsensibel, eine Eiche zu pflanzen, wenn man ein Zeichen gegen Rassismus setzen will.
Aus der Rostocker Bürgerschaft war übrigens hinterher zu hören, man diskutiere nicht über Baumarten, ein Baum sei ein Baum.
Unser Staatsoberhaupt also pflanzte den Baum, den die Rostocker Bürgerschaft ausgesucht hatte. Der Baum stand keine 48 Stunden, dann war er abgesägt. Sauber und ordentlich, keine dummen – Jungen – Aktion aus Lust am Kaputt – Machen.
Der Baumstamm war abgesägt in einer Höhe von etwa einem Meter und dabei blieb es. 4 Jahre lang. Niemand entfernte ihn, niemand pflanzte einen neuen Baum, niemand entfernte die Holzpflöcke, die dem Baum Stütze hätte sein sollen. Nach einem Jahr strickten pfiffige Hausfrauen eine Pudelmütze für den Baumstamm und Bezüge für die Holzpfosten. Das war witzig und blieb lange Monate so.
Ich habe mich gestört an diesem abgesägten Baum. Für mich war es ein Zeichen der Gleichgültigkeit von Seiten der Stadt. Privat würde man sagen: "Hm, hab mir was Gutes gedacht, hat nicht geklappt, na denn nicht."
Im vergangenen Jahr nun plötzlich wurde der Baumstamm entfernt. Und so gründlich entfernt, dass sogar das Loch zugeschüttet wurde und fertige Grassoden aufgelegt wurden, so dass niemand mehr erkennen konnte, dass hier jemals ein Baum stand. Vor wenigen Tagen nun wurde dort eine Gedenk - Stele aufgebaut. Polizisten kommen täglich angefahren, um zu gucken, ob sie noch steht...
Aber ich wollte Ihnen gar nicht so viel von dem Baum erzählen und auch nicht von den Fehlern in der Gedächtniskultur unserer Stadt, sondern ich wollte Ihnen erzählen, dass mich das immer an die Zeit vor 25 Jahren erinnert. Damals lebte ich noch nicht, zum Glück, gegenüber des Sonnenblumenhauses, sondern mit meinen kleinen Kindern in Schmarl. Also ein Ende ab und auch sonst hatte ich damals gerade ganz andere Sorgen. Aber ich war Vikarin in Groß Klein und da habe ich doch einiges mitbekommen.
Und ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, dass einige Leute, keine Jugendlichen, sondern Familienväter und – mütter, aus der Gemeinde sagten: Da müssen wir hingehen, mal sehen, ob heute da wieder was abgeht. Man muss sich ja schließlich informieren.
Niemand von denen hat einen Stein geworfen, niemand einen Brandsatz geschleudert. Sie standen auf der S – Bahn – Brücke und schauten zu – in sicherem Abstand.
Und viele, die da standen, bekundeten Beifall. Endlich passierte mal was gegen die unhaltbaren Zustände auf dem Gelände.
Und die Zustände waren unhaltbar. Hunderte Menschen kampierten dort, unter freiem Himmel, ohne sanitäre Einrichtungen, ohne WCs. Das ist unhaltbar und solche Zustände sind zu verurteilen, nicht aber die Menschen, die sich mit Sicherheit nicht ausgesucht hatten, dort zu sitzen, zu warten, zu schlafen.
Wenn ich heute die Bilder im Fernsehen sehe, dann denke ich an die Menschen, die gut in der christlichen Gemeinde sozialisiert waren, die sonntags immer mal in den Gottesdienst kamen und sicher auch das Glaubensbekenntnis mitsprachen - und die in den Augusttagen des Jahres 1992 auf der Brücke standen und zuschauten.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle den Predigttext für den heutigen Sonntag vorlesen, er steht im Matthäusevangelium Kapitel 21.
Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin.
Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr! Und ging nicht hin.
Wer von den beiden hat des Vaters willen getan? Sie antworteten: der erste.
Jesus sprach zu ihnen: wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.
Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg und ihr glaubtet ihm nicht. Aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihrs saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, so dass ihr ihm denn auch geglaubt hättet.
Liebe Gemeinde,
was fangen wir heute und im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Lichtenhagen vor 25 Jahren und allem, was damit zu tun hat bis heute, was fangen wir heute mit diesem Gleichnis an?
Ein relativ unbekanntes Gleichnis, aber ich finde es brisant aktuell.
Aber lassen Sie uns zunächst einen Blick zurück werfen in die Situation, in der Jesus dieses Gleichnis erzählt:
Jesus ist bereits in Jerusalem und hatte schon die Händler aus dem Tempel gejagt, was verständlicherweise nicht auf Gegenliebe stieß. Und er begann im Tempel zu lehren.
Und so kamen denn die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: Aus welcher Vollmacht tust du das und wer hat dir die Vollmacht gegeben?
Jesus antwortet mit einer Gegenfrage: Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen?
Damit waren die Fragenden in der Zwickmühle. Sagen sie „vom Himmel”, dann wird Jesus antworten: Und warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? Und sagen sie, die Taufe war menschlich, dann haben sie das Volk gegen sich, denn die verehrten Johannes als Propheten. Also antworteten die hochgestellten Juden: Wir wissen es nicht und also antwortet Jesus ihnen: dann sage ich euch auch nicht, aus wessen Vollmacht ich handle.
Unmittelbar diesen Disput schließt sich das Gleichnis an.
Jesus hätte auch einfach weggehen können und die Juden ihren Fragen selbst überlassen können. Das tut er nicht. Er erzählt ein Gleichnis. Er will das, was er seinen Zuhörern zu sagen hat, noch einmal unterstreichen.
Sie sind ihm nicht egal. Er befasst sich mit ihnen und nimmt sie ernst.
Die Frage des Bibeltextes ist: wer hat den Willen des Vaters, in diesem Fall Gottes getan? Der erste, denn es reute ihn und er ging doch hin.
D.h. Die offensichtlichen Sünder wie Zöllner und Prostituierte haben ihre Sünden erkannt und bereut. Sie haben Johannes gesehen, gehört und ihm geglaubt. Sie haben das, was Johannes predigte, unmittelbar auf sich selber bezogen und ihr Leben geändert.
Die jüdische Führung hingegen hat das Wort Gottes, die heiligen Schriften, die Überlieferung der Propheten genau gekannt, intensiv studiert, auswendig gelernt. Aber sie tun dennoch Gottes Willen nicht. Es fehlt ihnen etwas entscheidendes: Sie haben das Gehörte und Gesehene nicht auf sich selber bezogen. Sie haben sich nicht anreden, nicht berühren lassen. Für sie blieben es schöne Erzählungen. Sie haben gesehen und doch nicht gesehen - heißt es an anderer Stelle.
Dennoch gibt Jesus die Hoffnung nicht auf. Er weist sie noch einmal darauf hin, von den Zöllnern und Sündern zu lernen.
Er verurteilt nicht, sondern er gibt eine neue Chance.
Jesus praktiziert selber die Liebe, die er auch von uns fordert und die nicht aufhört, um Menschen zu kämpfen, selbst wenn die sich immer wieder abwenden.
Was nun hat dieses Gleichnis mit uns, mit mir zu tun? Auf welcher Brücke stehe ich und schaue zu, wo Menschen angegriffen und verfolgt werden? An welcher Stelle sollte ich anders handeln, als ich es tatsächlich tue, weil ich Christ bin?
Liebe Gemeinde, ich werde Ihnen diese Fragen jetzt nicht beantworten. Das kann jeder nur für sich selber tun. Aber eine Geschichte will ich Ihnen zum Schluss noch erzählen, damit Sie etwas zum Schmunzeln mit nach Hause nehmen können.
Ein Pastor kommt in seine neue Gemeinde, er war auch gerade erst dorthin gezogen. Am Sonntag strömt die ganze Gemeinde in die Kirche und will ihn hören. Er hält eine flammende Predigt über die Nachfolge Jesu. Alle sind begeistert. Toll, wie er das macht.
Am nächsten Sonntag ist die Kirche wieder voll. Der Pastor steigt auf die Kanzel und – hält dieselbe Predigt wie vergangenen Sonntag. Die Gemeinde ist ein bisschen enttäuscht, aber, so sagen sie, man kann es ja auch verstehen – er hat so viel zu tun, und gerade erst der Umzug... am dritten Sonntag ist die Kirche schon etwas leerer, der Pastor steigt auf die Kanzel und – hält dieselbe Predigt zum dritten Mal.
Nach dem Gottesdienst wird das Murren in der Gemeinde schon etwas lauter – so viel hat der neue Pastor nun denn doch nicht zu tun, dass er nicht eine neue Predigt hätte schreiben können. Nach sechs Wochen sitzen nur noch wenige Getreue in der Kirche, die andern bleiben zu Hause, denn die Predigt kannten sie ja nun schon auswendig.
Nach dem Gottesdienst fassen die Getreuen sich ein Herz und sagen: Wann, Herr Pastor, predigen Sie denn mal was neues?
Da sagt der Pastor: wenn ihr danach handelt, was ich jeden Sonntag predige, dann predige ich was neues. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesu. Amen